Samstag, 4. Januar 2014

Wherever You Are - Kapitel 6

Amy

Schnurstracks ging ich auf die Jungs zu. Nichts und niemand hätte mich in diesem Moment aufhalten können. Ich umklammerte Chloes Hand immer noch fest und zog sie somit hinter mir her. Es war schwer sich durch die ganze Masse zu drängen, aber hatte ich mir erst einmal etwas vorgenommen, konnte keiner meinen Plan durchkreuzen.

Ich wollte die Jungs keineswegs ansprechen. Ich wollte nur, naja, auf uns aufmerksam machen.

Ich blieb noch einmal kurz stehen, nippte an meinem FrozenCoffé, den ich immer noch in der Hand hielt und überlegte mir, wie ich meinen Plan am besten umsetzten könnte.
Amy? Was hast du denn jetzt eigentlich vor?“, fragte mich Chloe, die ich nach meinem kurzen Zwischenstopp wieder hinter mir herzog. „Erst einmal näher an die Jungs herankommen“, ich drehte mich kurz zu Chloe um, doch lief dabei rückwärts weiter. Ans Anhalten war jetzt, wo wir schon fast bei den Jungs waren, nicht zu denken.
Als ich mich gerade wieder umdrehen wollte, rief Chloe: „Pass Auf!“ Doch es war zu spät. Ich knallte mit voller Wucht gegen Ashton und mein FrozenCoffé landete direkt auf seinem T-Shirt. „Oh Shit!“, mit weit aufgerissenen Augen starrte ich Ash an. „Das tut mir echt voll Leid!“, ich lies Chloes Hand los und griff nach ein paar Servietten von einem Tisch neben uns. Verzweifelt versuchte ich diesen riesigen Kaffeefleck von seinem Shirt zu wischen – vergeblich.
Ähm... es ist zwar nett von dir, dass du es versuchst, aber du machst es nicht gerade besser“, lachte Ashton. „Ja...ähm... das ist jetzt echt peinlich“, murmelte ich und lies die Servietten fallen.
Ah, ihr seid doch Chloe und Amy oder? Ihr wart doch gestern im Park, stimmt' s?“, fragte Michael plötzlich und ich nickte unsicher.
Die Blicke der Jungs und die, der ganzen Mädchen, waren mir auf jeden Fall sicher.
Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg und ich sah Chloe hilfesuchend an. Doch in dieser Situation konnte selbst sie mir nicht helfen.

Sie war eigentlich immer diejenige, die mich beschützte. In der Grundschule zum Beispiel, als mich mal wieder ein paar Leute aus meiner Klasse ärgerten, kam sie und verscheuchte meine Mitschüler. Die meisten hatten nämlich Angst vor ihr, da sie ein Jahr älter war. Ich jedoch genoss die Vorzüge des Altersunterschiedes zwischen uns: Keiner konnte (, oder vielmehr wollte,) mich mehr angreifen, weil jeden Moment Chloe um die Ecke kommen und sie zur Schnecke machen könnte.
Als ich dann zufälligerweise auf die selbe Oberschule wie sie kam, wurde ich zwar nicht mehr gemobbt, doch Chloe war immer noch der Anker, der mich festhielt und mich davor bewahrte mit voller Wucht gegen die Klippen geschleudert zu werden. Sie hörte mir immer zu, wenn ich mal wieder Streit mit meiner Mutter hatte, ich zum wiederholten Male von meinem Freund verlassen wurde oder ich einfach nicht gut drauf war und jemanden zum Reden brauchte. Und genauso war es auch andersherum. Sie konnte immer zu mir kommen und ich hatte immer ein offenes Ohr für sie. Wir waren einfach die besten Freundinnen, die man sich vorstellen konnte und unzertrennlich. Außerdem schworen wir uns, dass das auch immer so bleiben sollte.

Können wir gehen?“, flüsterte ich Chloe zu. Doch eh sie mir antworten konnte war ich auch schon in Richtung Ausgang des Ladens unterwegs. Als ich an Ashton vorbei ging sagte ich schnell und mit gesenktem Blick: „Sorry nochmal“, und verließ dann den Laden.
Ich konnte förmlich spüren, wie mich die Blicke der anderen Leute von hinten durchbohrten.

Amy, warte!“, hörte ich Chloes Stimme rufen, als wir den Laden gerade verlassen hatten. Ihre Hand packte mich an der Schulter und ich drehte mich zu ihr um. „Man! Wieso muss gerade mir immer so was passieren?! Gestern die Sache mit dem Foto und heute das!“, sagte ich etwas lauter und gleichzeitig aufgebracht. „Ach komm schon! Das kann doch jedem mal passieren“, versuchte sie mich zu beruhigen. „Na klar, Ashtons T-Shirt wird bestimmt tausendmal am Tag von irgendeinem Mädchen versaut“, gab ich ironisch von mir. „Nein Amy, aber...“ „Man Chloe! Ash und die anderen Jungs werden mich jetzt bestimmt hassen“, sagte ich immer noch leicht hysterisch. „Quatsch! Jetzt reiß dich mal zusammen. Ashton ist auch nur ein Mensch. Ihm ist das sicherlich auch schon mal passiert.“ Mit diesen Worten hatte Chloe vermutlich Recht. Jedoch konnte ich die Blicke der ganzen Leute nicht vergessen und Ashton war ja jetzt auch nicht irgendein Junge aus Australien - er war berühmt.
Und natürlich war das Highlight, dass Calum seelenruhig dabei zu sehen konnte, wie ich mich vor versammelter Mannschaft blamiert hatte.
Naja, wenigstens konntest du so die Aufmerksamkeit auf euch lenken, dachte ich mir und dieser Gedanke brachte mir ein kleines Schmunzeln ins Gesicht, auch, wenn ich noch immer sauer auf mich und meine Tollpatschigkeit war.

Können wir jetzt einfach gehen Chloe?“, fragte ich. „Na klar“, sie lächelte mir zu und als wir uns gerade auf den Weg machen wollten, kam Ashton aus dem Laden gestürmt. Er steuerte direkt auf uns zu. Ich wollte am liebsten in Erdboden versinken, doch dafür war es jetzt schon zu spät.
Hey! Wartet mal! Für den Vorfall gerade eben, musst du mir aber mindestens einen Kaffee spendieren. Also so als Entschädigung meine ich“, sagte er und zwinkerte mir zu. So sauer, wie ich dachte, schien er dann wohl doch nicht zu sein. Allerdings spürte ich wieder, wie sich meine Wangen röteten. Doch selbst ein kleines Lächeln konnte ich nicht verbergen...

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